Kennt Ihr schon das im Titelbild teilweise sichtbare Bauwerk, welches sich an der Ecke der Via Leone X und der Viale Giovanni Milton befindet? Nein? Dann lest hier weiter…††

Die Idee für den Bau einer russisch-orthodoxen Kirche in Florenz geht auf die älteste Tochter von Zar Nikolaus I. Pawlowitsch zurück, der Großfürstin Marija Nikolajewna Romanowa. Doch erst infolge einer großzügigen Spende des Unternehmers Pawel Pawlowitsch Demidow konnte sechs Jahre später, 1879, der Architekt Pietro Berti mit der Ausarbeitung eines Entwurfes beauftragt werden. Der zuständige Pfarrer Wladimir Levitsky entzog diesem jedoch aus unbekannten Gründen zugunsten des russischen Architekten Michael Preobraschenski und des florentinischen Ingenieurs Giuseppe Boccini die Verantwortung für das Projekt wieder.

Eingang von der Straße aus

Weil die ersten Entwürfe Preobraschenskis von 1883 bis 1885 aus Kostengründen nicht umgesetzt werden konnten, errichtete man vorläufig auf einem von der russischen Botschaft erworbenen Grundstück einen provisorischen Bau. Erst nachdem Pfarrer Levitsky emsig weitere Geldspenden zusammengetragen hatte, genehmigte der russische Botschafter 1897 den Bau der Kirche nach den Plänen Preobraschenskis. Die Grundsteinlegung fand am 28. Oktober 1899 statt. Die Unterkirche, die dem Heiligen Nikolaus geweiht ist, wurde am 21. Oktober 1902 eingeweiht und die Oberkirche (der Geburt Christi geweiht) am 8. November 1903. Endgültig vollendet wurde der Bau jedoch erst im Folgejahr.

Im Zuge der Revolution in Russland wurde die Florentiner Institution 1921 unabhängig von der russischen Kirche. Aufgrund mangelnden Interesses und fehlender finanzieller Mittel verfiel das Bauwerk im Laufe der folgenden Jahrzehnte jedoch zusehends. Erst vor wenigen Jahren wurde es von der Beni Ambientali Soprintendenza wiederhergerstellt.

Formal handelt es sich um einen quadratischen Zentralbau mit einem Narthex (Vorhalle) im Westen und einer Apsis im Osten. Ungewöhnlich sind die Majolika-Ornamente aus der florentinischen Manufaktur Cantagalli an den Außenwänden, üblich die farbigen Zwiebeltürme. Im Inneren befinden sich an den Wänden ikonografisch komplexe Malereien sowie – zur Apsis hin – ein marmorner Lettner.

Innenansicht (Wikipedia)

Der vollständige Titel der Kirche lautet übrigens: Chiesa Ortodossa Russa della Natività di Nostro Signore Gesù Cristo e San Nicola Taumaturgo!