Wolltet Ihr schon immer einmal wissen, wie ein spätgotischer florentinischer Palazzo von innen aufgebaut ist? Dann kann, nein dann muss ich Euch einen Besuch im Palazzo Davanzati bzw. „Museo della Casa Fiorentina Antica“ empfehlen!

Der Palazzo wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts im Auftrag der wohlhabenden Familie Davizzi errichtet, die der florentinischen Zunft der Textilhändler („Arte dei Mercatanti“ bzw. „di Calimala) angehörte. Als im 15. Jahrhundert der Wohlstand der Familie langsam zurückging, vermietete sie Teile des Palazzo an Beamte und Händler. 1516 kaufte der apostolische Protonotarius (Schreiber) Onofrio Bartolini das Gebäude und ließ es vermutlich durch den Florentiner Architekten und Bildhauer Baccio d’Agnolo umgestalten.

1578 erwarb der Kaufmann und Gelehrte Bernardo Davanzati das Gebäude, dessen Wappen noch heute die Fassade prägt. Nach dem Selbstmord von Carlo Davanzati 1838, dem letzten der Familie, ging es an einen anderen Familienzweig über, welcher das Gebäude aufteilte und veränderte.

Der Antiquitätenhändler Elias Volpi (siehe unten) kaufte im Jahre 1904 den kompletten Palazzo, ließ ihn restaurieren und stellte eine neue Inneneinrichtung aus toskanischen Antiquitäten zusammen. Ab 1910 machte er den Palazzo als privates (Verkaufs-)Museum öffentlich. 1924 Jahren erstanden die aus Alexandria stammenden Antiquitätenhändler Vitale und Leopoldo Bengujat zunächst die Inneneinrichtung und zwei Jahre später auch das Gebäude. 1951 schließlich übernahm es der italienische Staat und richtete mit neuen Möbeln ein Museum ein. Von 1995 bis 2012 wurde das Gebäude saniert und ist seitdem wieder komplett zugängig.

Elias Volpi (1858-1938) wollte ursprünglich Maler werden, weshalb er ab 1872 die Florentiner Accademia di Belle Arti besuchte. Ab 1883 arbeitete er bei dem Florentinischen Kunsthändler Stefano Bardini. Weil Volpi gegen Mitte der 1890er Jahre begann, hinter dessen Rücken eigene Geschäfte zu tätigen, kam es jedoch zum Bruch. Volpi spezialisierte sich in der Folgezeit auf den Kauf von Einrichtungsgegenständen aus toskanischen Palazzi, die die verarmten Adelsfamilien günstig veräußerten oder die dem Abbruch des sogenannten Risanamento zum Opfer fielen. Ab 1910 organisierte er erstmals Versteigerungen, durch die er viel Geld einnahm. Die letzte 1927 in New York verlief allerdings katastrophal für Volpi. Zum einen machte sich die Wirtschaftskrise immer mehr bemerkbar, zum anderen geriet Volpi immer stärker unter Fälschungsverdacht. In der Tat hatte er, da die Nachfrage größer als das Angebot war, auch Objekte kopieren oder neu schaffen lassen… ( Ausführlicher und bebildert könnt Ihr das in einer Online-Ausstellung der Fototeca des KHI nachlesen.)

Dem heutigen Betrachter eröffnet sich ein spannender Einblick in ein hochherrschaftliches Wohngebäude der Übergangszeit vom mittelalterlichen Wohnturm zum Renaissance-Palazzo. Man betritt das Gebäude durch eine Loggia, die heute geschlossen ist und den Vorhof bildet. Dem schließt sich der Innenhof mit dem offenen Treppenhaus an. Die Anordnung der Räume ist von der ersten bis zur dritten Etage identisch (die vierte ist später aufgesetzt worden): Geht man vom Treppenhaus aus durch die erste Tür rechts, gelangt man in den „Salone madornale“ (gewaltiger Saal). Dem schließen sich entgegen dem Uhrzeigersinn die Speisezimmer, die „agiamenti“ (Behaglichkeitszimmer) genannten Toiletten und die Schlafzimmer an. Viele Räume weisen noch die ursprünglichen Fußböden aus Backsteinplatten („cotti“) und Fresken sowie bemalte Holzdecken auf.